Freitag, 6. März 2009

Von meinem ganz persönlich Dschungelcamp und dem geilsten Telefon der Welt

Am Dienstag war's soweit. Ich bin aus meiner wunderbaren Bleibe bei Ines ausgezogen... es war sehr schön hier, fast besser als zuhause: Das Essen steht auf'm Tisch, wenn man nach Hause kommt, morgens wird man geweckt, man bekommt Decken und Kissen und angenehme Gesellschaft noch oben drauf... alles in allem 12 Sterne plus Service hier (nur an der Temperatur im Bad sollte man noch etwas arbeiten *fg*). Jedenfalls hatte ich mir ja vor 2 Wochen n Boxroom in Kensington angeschaut. Mehr als n Boxroom (ein Zimmer, in das nicht mehr als ein Bett reinpasst) kann ich mir eh nicht leisten und die Mitbewohner waren bei der Besichtigung echt nett... wir haben uns ewig unterhalten und ich war froh endlich n Plätzchen gefunden zu haben. Allerdings fingen die bösen Vorzeichen schon an, als es darum ging, wann ich einziehen kann, da das Mädel, was da noch drin gewohnt hat sich nicht auskäsen konnte, wenn sie denn nun auszieht. Nach unzähligen SMS und emails, stand dann Dienstag fest. Am Mittwoch wollt der Landlord vorbeikommen, dass wir den Vertrag machen können.
Also hab ich mich am Dienstag schweren Herzens auf den Weg gemacht, denn schön war's bei Ines halt schon. Als ich ankam war der Empfang etwas unterkühlt (allerdings nur der, denn der Heizkörper in meinem Zimmer glühte und ließ sich nicht runterdrehen), ich hab die Schlüssel in die Hand gedrückt bekommen und musst mich um den Rest selber kümmern - D.h. erstmal den Staubsauger suchen und ne halbe Flasche Sagrotan auf 5 qm zuverteilen. Dabei hab ich allerdings etwas festgestellt habe, was gar nicht lustig war: Die Bude schimmelt! und zwar so krass, dass die Tapete schon von den Wänden kommt, begleitet von dem typischen Modergerucht. Da es schon spät war und ich keinen Bock mehr hatte, wieder zurückzueiern, hab ich mich dann auf das Abenteuer eingelassen. Ich sag nur noch: Es war eine der schlimmsten, wenn nicht vielleicht sogar die schlimmste Nacht, die ich je erlebt hab (der Rattenbunker im Dschungelcamp is n Scheiß dagegen).
Am Mittwoch hab ich dann während der Arbeit gleich n Termin für ne Besichtung für n anderes Zimmer ausgemacht, denn in dem Schimmelloch wollt ich nich bleiben (Man konnt ja nich mal gescheit lüften, weil mein Fenster auf gleicher Höhe wie der Gehweg war - Kellerwohnung halt). Auf dem Heimweg hab ich das andere Zimmer angeschaut - genauso teuer, frisch renoviert, n tolles Wohnzimmer und n Traum von Küche. Also hab ich gleich zugeschlagen und so Gott will, werd ich morgen umziehen... aber in London weiß man ja nie.
Jetzt kommt der spannende Teil: Ich musst ja meinem alten Vermieter und meinen Mitbewohnern verklickern, dass ich nicht mehr in dem Schimmelloch wohnen will, nachdem ich so Stress gemacht hab, da endlich reinzukommen. Also hab ich eine oskarreife Schauspielleistung hingelegt: Von der Besichtigung bin ich direkt ins Schimmelloch, hab meine 7 Sachen gepackt und meinen Landlord angerufen, der ja eigentlich wegen des Mietvertrag vorbeikommen wollt. Folgende Geschichte war so überzeugend, dass ich mir das sogar selbst geglaubt hätte - is aber auch zugegebenermaßen ein Klassiker: Mein Papa hatten einen schweren Unfall und ist ins Krankenhaus geflogen worden und man weiß nicht, ob er die Nacht überleben wird und ich muss deswegen unbedingt jetzt (abends um 8) nach Deutschland zurück und weiß nicht ob und wenn ja, wann ich wieder komm. (Anmerkung für alle, die es geschmacklos finden, den möglichen Tod naher Angehöriger vorzutäuschen: Ich hab meinen Papa schon vor 4 1/2 Jahren verloren und zum einen wäre er der letzte gewesen, der gewollt hätte, dass ich in dem Schimmelloch bleibe und zum anderen, war er jemand, der Ehrlichkeit hoch geschätzt hat, aber wenn's nicht anders geht, gehts nicht anders - ich weiß also, dass er nix dagegen gehabt hätte).
Dazu hab ich noch einen ganz abgehezten Eindruck gemacht, hab meinem Mitbewohner die Schlüssel in die Hand gedrückt und hab mit meiner Geschichte Goose Bumps erzeugt... und dann war ich raus und ward nicht wieder gesehen - jedenfalls nicht dort :-)
Und zurück ins Hotel "Ines", denn neben oben genannten Vorzügen, kann man immer wieder zurück an diesen tollen Ort, egal wann und unter welchen Umständen... Matt (ihr Freund) ist zwar nicht so begeistert, dass ich wieder auf der Couch wohne, aber am Samstag ist es hoffentlich endlich so weit.
Das war also die Geschichte von meinem ersten Zimmer in London - ich kann nur sagen, eine echte Erfahrung, dass kann ich beim 20jährigen Abschlussjubiläum noch erzählen :-)

Und für alle, die ganz verzweifelt drauf warten, wenn jetzt endlich das tolle Telefon kommt. Hier ist es, es steht in Ines (und noch meiner) WG und ich finds nur geil, ich würd nie ranggehen wenn das klingelt...


Ich weiß, dass es um 90° gekippt ist, aber lieber so, als gar nicht =)

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